Wir sind ja Sklavenhändler

Ein Sklave ist ein Mensch ohne Rechte, der nicht frei über sein Leben bestimmen kann. Ein Leben in Freiheit erfordert ein Auskommen, welches die materiellen Bedürfnisse sichert, und die Möglichkeit sein Leben jederzeit zu ändern. 

Die materiellen Grundbedürfnisse decken genügend Nahrung, ein Dach über dem Kopf und den Schutz der Gesundheit ab. Voraussetzung dafür ist ein Einkommen, das meist durch Arbeit erlangt wird. Vor allem in Entwicklungsländern arbeiten viele Menschen unter prekären Bedingungen, mit weit mehr als die von der internationalen Organisation für Arbeit, ILO angestrebten wöchentlich 40 Stunden. Deren Geldmittel genügen kaum, um die materiellen Grundbedürfnisse abzudecken, und deren gekaufte Güter sind von schlechter Qualität. 

Aufgrund deren Arbeitsbedingungen und Finanzlage sind bei uns viele Produkte besonders preisgünstig, beispielsweise Elektronik, Kleidung, Reisen, Nahrung, und wir gehen das zu wenig an. Als Konsumenten sind wir eher auf Preisschlager fixiert und kaufen entsprechend ein. Viele Sachen werden nur vorübergehend verwendet, insofern wäre es also möglich, mehr zu zahlen und sich dabei auf längerfristig Anwendbares auszurichten. Obschon wir das wissen, engagieren wir uns nur wenig, um es zu ändern. NGOs schreiben Petitionen, um dies umzustellen, damit hat sich’s.

Indirekt bedeutet das aber, dass wir uns Arbeiter unter prekären Umständen halten, die für einen Minimallohn schuften, um unseren Wohlstand, unseren Überfluss, zu sichern. Jene Menschen sind uns unbekannt, und selbst wenn wir als Touristen mit Armut konfrontiert werden, vertiefen wir uns nur in angenommene Hilfslosigkeit. 

Ein Schriftsteller schrieb einst, man müsse froh sein, ausgebeutet zu werden. Falls nicht – so zeigt auch meine Erfahrung – sei die Situation oft schlimmer: Dann herrscht vorwiegend Arbeitslosigkeit, Menschen bekriegen sich, jeglicher Handel fehlt, kein Boden wird noch bearbeitet, die Früchte der Arbeit verrotten. Kaum taucht jemand auf, der Arbeit für sich und andere organisiert, gewinnt dieser eine Machtposition. 

Die Alternative zu solchen Szenarien wären allerdings Genossenschaften. Doch diese funktionieren nur, wenn gearbeitet wird plus marktgerechte Entscheidungen fallen. Erfolgreiche Genossenschaften erlebten schon immer engagierte Gründer. Darum lohnt es sich, daran zu glauben; denn viele Menschen sind auch heute noch gemeinschaftsorientiert, und können diese Grundeigenschaft an sich auch nicht ändern. 

Eine starke Wirtschaft, die angestoßen wird und sich als Spirale nach oben entwickelt, benötigen auch jene über dem großen Teich. Dafür sollten engagierte Menschen ein System ausarbeiten, das sowohl Engagement als Leistung belohnt. Wir könnten hierzu beginnen, vor der eigenen Türe zu kehren .

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