Was ändert Fairtrade bei Kakaobauern?

Im Oktober 2020 schaltete ich mich einer Konferenz des Schokoladen Gourmetfestivals zu. Arno Wielgoss zeigte sein Projekt Pure Peru, wo Kakao aus dem Urubamba Tal verarbeitet und importiert wird.

Glasklar zeigte er auf, worin die Schwächen von Fairtrade liegen:

  • Umweltgerechter Kakaoanbau wird nicht gefördert.
  • Ein Preis von USD 2.800 pro Tonne ist nicht existenzsichernd.
  • Weitergehende Gedanken fehlen.

Ein Kakaobaum benötigt in seinem Umkreis Schattenbäume und sollte in keiner Monokultur aufwachsen. Denn in Monokulturen gefährden ihn Krankheiten, während für diese Art Anbau überdies Tropenwälder gerodet wurden.

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Hoffnungsträger Agroforstsystem

Ein Kakao-Agroforstsystem existiert, das eben verschiedene Bäume anpflanzt. Agroforstwirtschaft bezeichnet ein landwirtschaftliches Produktionssystem, das Komponente der Forstwirtschaft und des Ackerbaus mit solchen der Tierhaltung kombiniert. Zwischen den verschiedenen Komponenten entwickeln sich ökologische und ökonomische Vorteile. Letzten Endes erzielt das Kakao-Agroforstsystem sogar doppelt so hohe Ernten pro Hektar als Ernten aus Monokulturen.

Heutzutage werden leider 50% aller Kakaoernten vernichtet. Das Agroforstsystem mit seiner Etablierung einer sinnvollen Biodiversität wirkt auch dem entgegen, und fördert dadurch den Zugewinn von Ernteeinnahmen. Auch das herkömmliche Fairtrade-System, das uns allen vertraut sein dürfte, nimmt von Monokulturen weitgehend Abstand.

Die Kakaopreise auf dem Weltmarkt schwanken, meistens liegen sie bei USD 2.500 pro Tonne. Existenzsichernd wären allerdings USD 3.500, dennoch hatte Fairtrade den Ankaufspreis deutlich tiefer angesetzt. So bleiben die Kakaobauern in der Armut gefangen.

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Hinsichtlich Bioqualität und des Biosiegels sollen die Fragen separat entwickelt werden. Es kann durch konsequenten Verzicht auf Pestizide und Insektizide zertifiziert werden. Marketingtechnisch bringt das heute mehr als Fairtrade. Doch eher sollte eine entsprechend angepasste Landwirtschaft und die Sortenvielfalt gestärkt werden. Im Urubamba Tal haben einige wenige Kakaobauern eine Million Bäume gepflanzt. Fairtrade sieht so etwas nicht vor.

Insgesamt gesehen macht das Fairtrade-Label für deren Besitzer ein Siegel aus, das einfach nur kostet. Ich finde kaum eine Schokolade mehr ohne die Symbole Fairtrade oder UTZ . Doch ändern diese wenig an der heutigen Situation. Die Macher von Pure Peru haben deshalb schliesslich auf eine Fairtrade Zertifizierung verzichtet.

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Die Links innerhalb des Textflusses führen zu den entsprechenden Orten auf der Weltkarte und zu Darstellungen entsprechender Firmen.

2 Kommentare zu “Was ändert Fairtrade bei Kakaobauern?”

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